Zu viel für Jeannett

Der Tag nach dem Hilfeplangespräch. Auf meiner Dienststelle werde ich angerufen. Jeannett hält es in der Schule nicht mehr aus. Sie will abgeholt werden. Sie ist krank.

Es ist nicht offensichtlich, woran Jeannett leidet. Sie verkriecht sich in ihrem Zimmer und geht ins Bett. Auch am nächsten Tag bleibt sie zu Hause.

Es ist eine Vielzahl von Gründen für Jeannetts Unwohlsein, die in Frage kommen. Sie hat sicherlich Susanns Besuch nicht richtig verkraftet. Vielleicht trägt auch die Impfung dazu bei, die sie zwei Tage zuvor bekommen hat. Außerdem scheint sie über ihr Handy öfter mit ihrem Vater zu sprechen. Welch ein Mensch soll das alles verkraften?

Es muss sich etwas ändern, wenn Jeannett nicht Schaden nehmen soll. Susann muss auf Kontakte mit ihrer Schwester vorbereitet werden. Der Kindesvater muss an die Leine genommen werden, telefonische Kontakte können nicht zufällig stattfinden. Für Jeannett muss eine Hilfe her, die ihr helfen, alles das zu verarbeiten. Leider haben wir keine Unterstützung durch die Jugendämter und erst recht nicht von der Einrichtung, die für Susann jetzt verantwortlich ist.

Das Hauptproblem an der Jugendpflege ist, dass, sobald die Zuständigkeiten unübersichtlich werden, jede Stelle das tut, was für richtig gehalten wird, und as kann zuweilen diametral gegensätzlich sein. So sind für die beiden Geschwister jetzt drei Stellen zuständig: Das Jugendamt des Kindesvaters und die Einrichtung für Susann und Frau Gerster für Jeannett. Sie entscheiden getrennt für beide Kinder. Jedes Jugendamt ist an den Landkreis gebunden und in den Entscheidungen selbständig. Eine richtige Dienstaufsicht existiert nicht. Die Auslegung der Gesetze bleibt jedem Amt selbst überlassen. Meistens heißt das, dass die Gesetze ausgesprochen eng ausgelegt und wörtlich genommen werden. Also werden widersinnig Umgangskontakte angeordnet und durchgesetzt, die wahren Probleme werden nicht erkannt. So kommt es zu zusätzlichen Traumatisierungen der Pflegekinder und Auseinandersetzungen zwischen Pflegeeltern, die nicht alles mit sich machen lassen und sich für die Interessen der Kinder einsetzen und den Jugendämtern.

Um den Jugendämtern aus dem Dilemma heraus zu helfen, müssten die Mitarbeiter in Kommunikations- und Mediationsformen ständig fortgebildet werden und sie müssten einen Einblick in die Traumatologie und ihre Symptome bekommen. Das würde sie in Entscheidungen für die Kinder sicherer machen. Wir sind froh, dass wir durch unseren Pflegeelternverein Möglichkeiten bekommen, an Seminaren mit hochkarätigen Fachleuten teilnehmen zu können. Das sollte den Mitarbeitern der Jugendämter auch zugestanden werden, damit sie ihre schwere Arbeit mit mehr Sachverstand und Verständnis tun können.

Über Sir Ralph

Spezialist für Englisch, Wirtschaftsenglisch, Lernmethoden und Motivation, Pflegekinder und -eltern, internationale Kontakte, passionierter Motorrollerfahrer // Expert in English and Commercial English, interested in foster parenting and international contacts and riding my 125cc scooter
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